Der Reigentanz ist eine beeindruckende Form des Gruppentanzes, die in vielen Kulturen, insbesondere in Südosteuropa, fest verankert ist. Zu den verschiedenen Tanzformen gehören Kolo, Oro, Horo und Hora, die sich durch ihre typischen Bewegungen in kreisförmigen und geradlinigen Formationen auszeichnen. Die Tänzer kommen in einem Reigen zusammen und bewegen sich oft im Einklang entweder im Kreis oder in einer geraden Linie. Diese Kettentänze werden häufig von Gesang begleitet, was das Gefühl der Gemeinschaft intensiviert. Der Reigentanz wird nicht nur zur Freude an der Bewegung ausgeführt, sondern hat auch positive Auswirkungen auf die Gesundheit, indem er kräftige Kinder motiviert und ihnen ein einfaches Verständnis von Bewegung und Spiel vermittelt. In vielen Gegenden wird der Reigen zudem als Symbol für kulturelle Identität und Gemeinschaft betrachtet.
Die Geschichte des Reigentanzes
Die Wurzeln des Reigentanzes reichen tief in die höfische Poesie des Mittelalters zurück, als ihn vor allem die Bauern in ihren Sommerfesten in den Freien tanzten. In der mittelhochdeutschen Dichtung von Neidhart wird der Reigen als eine tanzvolle Kette dargestellt, in der Tänzer paarweise hintereinander agieren. Diese Tanzform entwickelte sich über die Jahrhunderte und wurde auch in anderen Regionen, wie während der osmanischen Herrschaft in Bulgarien, übernommen und dort weitergeführt. Mit Gesangsbegleitung und einem geschlossenen Kettentanz, auch „Dänz in Ringsweis“ genannt, kam es zu Bestrebungen, den Reigen in Variationen weiter zu pflegen. Auf den Färöer-Inseln und im Allgäu findet man heute noch Spuren dieser traditionellen Tanzform, die in vielen deutschsprachigen Regionen überliefert wurde. Die Schritte des Roien haben sich so als ein bedeutender Teil des kulturellen Erbes etabliert.
Choreographie und Musik im Reigen
Choreographie und Musik spielen eine zentrale Rolle im Reigentanz, einem faszinierenden Ausdruck traditioneller Gemeinschaftsbildung. Ingeborg Heinrichsen hebt die Verbindung zwischen alten und modernen Formen des Reigentanzes hervor, von der antiken Chorea bis hin zu den neuzeitlichen Tänzen, die vom Heimat- und Brauchtumsverein Lechler München e.V. gepflegt werden. Der Sendlinger Reigen, als Beispiel eines mittelalterlichen Reigentanzes, zeigt, wie Singtänze und Balladenlieder miteinander verknüpft sind. Auch die Färöer-Inseln und ihre Birken-Reigen sowie der Kettentanz in Südosteuropa repräsentieren regionale Variationen. Deutsches Literatur und Musik aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit, wie Paartänze und die Tanzverbote jener Zeit, verdeutlichen die Vielfalt und die kulturellen Wurzeln des Reigentanzes. Der Reigentanz hat sich durch die Jahrhunderte weiterentwickelt und bleibt ein lebendiger Teil unserer Folklore.
Die soziale und kulturelle Bedeutung
Reigentänze spielen eine bedeutende Rolle in der kulturellen Identität der Gesellschaften, in denen sie praktiziert werden. Diese traditionellen Kettentänze, die oft in Kreisen ausgeführt werden, sind nicht nur eine Form des Ausdrucks und der Lebensäußerung, sondern auch ein wichtiger Bestandteil des Kulturerbes, insbesondere in Regionen wie Bulgarien, die unter osmanischer Herrschaft standen. Sakrale Tänze und Kreistänze fördern soziale Bindungen und stärken die Gemeinschaft, indem sie Menschen unterschiedlichen Alters und Hintergründen zusammenbringen. Darüber hinaus tragen Formen des freien Paartanzes zur psychischen und körperlichen Gesundheit bei, indem sie Bewegung und Interaktion unterstützen. Mit ihren tiefen kulturellen Wurzeln und der Fähigkeit, Veränderungen in der Gesellschaft zu spiegeln, bleibt der Reigentanz ein faszinierendes Element in der Erhaltung der Vielfalt von Traditionen.


