Freitag, 18.10.2024

Wie sich die Tierwelt Brandenburgs über die Jahre verändert hat

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Maximilian Schneider
Maximilian Schneider
Maximilian Schneider ist Redakteur für Kultur, Wissenschaft und Politik beim Brandenburger Bote. Mit einem Fokus auf Zukunftstechnologien und wissenschaftliche Innovationen begeistert er seine Leser für die neuesten Entwicklungen.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Tierwelt Brandenburgs spürbar gewandelt. Klimaveränderungen, intensive Landwirtschaft und menschliche Eingriffe in natürliche Lebensräume prägen die Entwicklung. Wo einst dichte Wälder und Moore unberührt existierten, breiten sich heute veränderte Landschaften und eine neue Artenvielfalt aus. Doch dieser Wandel bringt nicht nur positive Effekte mit sich.

Rückkehrer und Neuzugänge: Der Wolf und die Biber

Eines der prominentesten Beispiele für die Rückkehr eines Tieres ist der Wolf. Noch vor 20 Jahren undenkbar, hat der Wolf seit den frühen 2000er Jahren wieder Fuß in Brandenburg gefasst. Inzwischen leben hier mehrere Rudel, die sich erfolgreich an die Landschaft der Region angepasst haben. Der Wolf, ein Symbol für Wildnis und Unberührtheit, ist allerdings nicht unumstritten. Landwirte und Schäfer klagen über gerissene Nutztiere, während Naturschützer seine Rückkehr als Erfolgsgeschichte feiern.

Auch der Biber, der seit den 1990er Jahren verstärkt in Brandenburg gesichtet wird, gehört zu den Gewinnern der ökologischen Entwicklung. Durch strikte Schutzmaßnahmen hat sich die Population dieses einst fast ausgerotteten Tieres erholt. Die Biber gestalten durch ihre Dammbauten ganze Landschaften um und tragen zur Renaturierung von Gewässern bei, was allerdings auch zu Konflikten mit Landwirten führt, deren Felder überschwemmt werden.

Artenvielfalt in Bedrängnis

Gleichzeitig bedrohen die Veränderungen durch Landwirtschaft, Siedlungsbau und den Klimawandel zahlreiche heimische Tierarten. Besonders stark betroffen sind Amphibien wie Frösche, Molche und Kröten, deren Lebensräume – insbesondere Feuchtgebiete – durch die intensive Nutzung von Ackerland und den Rückgang von Kleingewässern schwinden. Die großflächige Entwässerung von Mooren und die damit verbundene Trockenlegung von Brutgebieten setzen diesen Arten stark zu.

Insekten, vor allem Bienen und Schmetterlinge, kämpfen mit den Folgen der Monokulturen und des Pestizideinsatzes. Wildbienenarten, die als wichtige Bestäuber gelten, verzeichnen seit Jahren rückläufige Populationen. Experten schlagen Alarm: Das Insektensterben hat weitreichende Folgen für das gesamte Ökosystem, da viele Tierarten – insbesondere Vögel – auf Insekten als Nahrungsquelle angewiesen sind.

Gewinner des Klimawandels: Der Wiedehopf und exotische Arten

Nicht alle Entwicklungen sind negativ. Der Klimawandel hat auch dazu geführt, dass wärmeliebende Arten in Brandenburg Fuß fassen konnten. Der Wiedehopf, ein farbenprächtiger Zugvogel, der jahrzehntelang in der Region selten war, wird wieder häufiger gesichtet. Sein markanter Ruf und das auffällige Federkleid machen ihn zu einer besonderen Erscheinung in der Brandenburger Vogelwelt. Auch andere südliche Vogelarten wie die Bienenfresser breiten sich aufgrund milderer Winter in der Region aus.

Allerdings bringt die wärmere Witterung auch Tierarten nach Brandenburg, die ursprünglich nicht hier heimisch waren. Schildkröten, die man sonst aus dem Mittelmeerraum kennt, werden zunehmend in Brandenburger Gewässern gesichtet. Viele von ihnen sind ausgesetzte Haustiere, die sich nun in den wärmeren Gewässern wohlfühlen. Auch exotische Insekten wie die Asiatische Tigermücke sind mittlerweile in Brandenburg angekommen, was gesundheitliche Risiken mit sich bringt, da sie als Überträger von Krankheiten gelten.

Der Mensch als Gestalter der Tierwelt

Die größte Einflusskraft auf die Tierwelt Brandenburgs hat nach wie vor der Mensch. Großflächige Landwirtschaft und intensive Forstwirtschaft haben viele natürliche Lebensräume stark verändert. Zahlreiche Wälder in Brandenburg bestehen heute aus Monokulturen, die weniger Lebensraum für Tierarten bieten als die ursprünglichen Mischwälder.

Doch es gibt auch positive Entwicklungen: Immer mehr Naturschutzgebiete werden ausgewiesen, die den Tieren Rückzugsräume bieten. Projekte zur Renaturierung von Mooren und zur Wiederansiedlung von bedrohten Arten tragen ebenfalls zur Erhaltung der Artenvielfalt bei. Gleichzeitig setzen sich viele Initiativen und Vereine für den Schutz von Wildtieren und deren Lebensräumen ein.

Herausforderungen und Chancen

Die Tierwelt Brandenburgs steht in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen. Die Auswirkungen des Klimawandels werden weiter zunehmen, was zu einer weiteren Verschiebung von Arten führen könnte. Während wärmeliebende Tiere neue Lebensräume erschließen, werden andere Arten, die auf kühle und feuchte Lebensräume angewiesen sind, weiter unter Druck geraten.

Dennoch gibt es auch Hoffnung: Naturschutzmaßnahmen und ein stärkeres Bewusstsein in der Bevölkerung für den Artenschutz können dazu beitragen, dass bedrohte Tierarten eine Überlebenschance haben. Die Rückkehr des Wolfs und des Bibers zeigt, dass sich Arten erholen können, wenn ihnen der nötige Raum und Schutz gegeben wird.

Für Brandenburg bleibt es eine Herausforderung, die Balance zwischen landwirtschaftlicher Nutzung, Siedlungsbau und dem Schutz der Tierwelt zu finden. Klar ist: Die Natur der Region ist im Wandel – und der Mensch entscheidet maßgeblich mit, wie dieser Wandel gestaltet wird.

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